Ein Buch über eine besondere Ansammlung von Dingen bzw. Erinnerungen, geschrieben aus der Sicht der Enkelin: »Wenn ich mich an meinen Opa erinnere, habe ich ihn in einem kleinen Zimmer vor Augen. Ein Zimmer ohne sichtbare Wände. Vom Boden bis zur Decke reichen Regale und Schränke, die mit Büchern, Ordnern, Pokalen usw. vollgestellt sind. Genau dieses Zimmer war für mich als Kind ein Spielparadies, denn dort gab es viel zu entdecken. Je älter ich wurde, desto häufiger habe ich mich jedoch gefragt, warum mein Opa die meiste Zeit des Tages in seinem Zimmer verbrachte. Er war nämlich früher ein Mensch, der immer gern unterwegs und in jedem Verein des Ortes Mitglied war. Nicht, dass sein Raum keine Faszination mehr auf mich ausübte, doch warum gab es nun für Opa nichts Schöneres, als in seinem Zimmer zu sitzen, Zeitung zu lesen, Artikel auszuschneiden und zu sortieren, Dinge zu sammeln und zu ordnen? – Nach der Entdeckungsreise in die Welt meines Opas habe ich ihn nicht nur besser kennengelernt, sondern ich habe auch für mich eine Antwort gefunden, warum er so viel Zeit wie nur möglich in seinem Raum verbrachte. Leidenschaftlicher Sammler war mein Opa schon immer, doch umso älter er wurde, desto »ungewöhnlicher« wurden auch seine Sammlungen. Er wurde nach und nach vergesslicher, bis es eines Tages hieß »Opa hat Alzheimer«. Wenn ich mich genau zurückerinnere, stelle ich fest, je kranker mein Opa wurde, desto mehr Zeit verbrachte er in seinen vier Wänden. Im Nachhinein sehe ich seinen Raum als eine Art Zufluchtsort für ihn, denn dort herrschte seine Welt. Dort befanden sich alle seine persönlichen Erinnerungen, aber auch alltägliche Dinge, die er nicht mehr zuordnen konnte. Niemand konnte ihm dort seine gesammelten Erinnerungen nehmen – auch nicht sein Gedächtnis, sie waren einfach da, auch wenn er sie vielleicht vergessen hatte.«
Idee, Konzeption und Gestaltung
Merle Papenfuß Kommunikationsdesign